Indigener Widerstand gegen einen Tagebaukonzern
Nur intakter Bergregenwald versorgt die Dorfbevölkerung mit Trinkwasser
Kennedy Corio wohnt in seinem Geburtsort, dem Dorf Sumbiling am FuĂe des Bulanjao-Gebirges. Rings um sein Haus pflanzt er Ingwer, ErdnĂŒsse, Auberginen und Maniok. Seine Felder bewĂ€ssert er mit Wasser aus dem Sumbiling-Fluss, der aus dem Bergland kommt. Als sich der Fluss vor einigen Jahren immer öfter rot fĂ€rbte und nach der FeldbewĂ€sserung dĂŒnne rote Eisenoxydablagerungen auf dem Boden zurĂŒckblieben, wuchsen Kennedys Pflanzen nicht mehr so gut. Er suchte in den Bergen nach der Ursache und stellte fest, dass ein Bergbaukonzern dort BĂ€ume gerodet hatte und dabei war, neue StraĂen anzulegen. Die Erosion spĂŒlte giftige Erde in den Fluss. Gemeinsam mit anderen Dorfbewohner*innen grĂŒndete Kennedy die Initiative âSave Bulanjaoâ und forderte von der Umweltbehörde die Einrichtung eines Trinkwasserschutzgebietes. Mit UnterstĂŒtzung der Organisation ELAC Palawan gelang es ihnen, ihre Forderungen durchzusetzen. Kennedy spĂŒrte, dass er etwas bewegen und seine Rechte einfordern kann.
Notwendigkeit
Erhalt des Bergregenwaldes im philippinischen Bulanjao-Bergland als natĂŒrliche Lebensgrundlage fĂŒr die indigene Gruppe der Palaâwan
AktivitÀt
2 RechtsanwĂ€ltinnen dokumentieren rechtliche VerstöĂe des Bergbaukonzerns, reichen Klage ein und fĂŒhren das Gerichtsverfahren fĂŒr das Pala'wan-Volk
ZĂ€hlbare Leistung
Die beiden RechtsanwĂ€ltinnen leisten 4.032 Stunden (je 252 Tage) rechtlichen Beistand fĂŒr die indigene Gruppe der Palaâwan
Ergebnis
Durch die Arbeit der AnwĂ€ltinnen können die Palaâwan ihre Rechte vor Gericht geltend und sich fĂŒr den Schutz der Natur stark machen
Systemrelevante Wirkung
Die Rechte indigener Minderheiten sind gestĂ€rkt. Illegale Umweltzerstörung durch GroĂkonzerne gerĂ€t stĂ€rker in den Fokus der Ăffentlichkeit
Hintergrund
Die Philippinen sind sehr rohstoffreich mit Vorkommen an Gold, Kupfer, Nickel und Silber (Mongabay 2017; PowerShift 2017). Das Bergbaugesetz von 1995 (R.A. No. 7942) erlaubt auslĂ€ndischen Konzernen den Abbau dieser BodenschĂ€tze. Meist wird das Erz auĂer Landes gebracht und in China, Japan oder Australien weiterverarbeitet (PowerShift 2017). Fehlende Sicherheitskontrollen im Bergbau verursachen hĂ€ufig Umweltkatastrophen wie Erdrutsche oder DammbrĂŒche an giftigen Absetzbecken, die ganze Dörfer ĂŒberschwemmen. Viele Rohstoffvorkommen liegen in bewaldeten Regionen, die von indigenen Völkern bewohnt sind. Infolge der Zerstörung ihrer natĂŒrlichen Lebensgrundlagen kommt es oft zur Vertreibung. In Sumbiling baut der Konzern Rio Tuba Nickel Mining Corporation Inc. seit 1975 im Tagebau Nickelerz ab (Forbes 2014). Nickel ist ein Bestandteil von Stahl, aber auch von Autobatterien. Die International Energy Agency schĂ€tzt, dass der Bedarf an Nickel in den nĂ€chsten zwanzig Jahren wegen der ElektromobilitĂ€t um 60 % steigt (Ilagan et al. 2021). Der Konzern ist bestrebt, den Tagebau auszuweiten, doch fehlen ihm dafĂŒr Genehmigungen. Lokale NGOs wie ELAC Palawan berichten jedoch, dass er trotz fehlender Genehmigungen illegal das Bulanjao-Bergland erschlieĂt, StraĂen anlegt sowie Felssprengungen und Probebohrungen durchfĂŒhrt. Es kommt zu Umleitungen von FlĂŒssen, Abholzung, Erdrutschen und Erosion. Die indigenen Bewohner*innen von Sumbiling, wie Kennedy, leiden darunter. Von 850 Familien im Dorf haben 68% keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sie beziehen ihr Brauch- und Trinkwasser aus dem Sumbiling-Fluss, der oft verschmutzt ist. Die Tagebau-AktivitĂ€ten bedrohen die groĂe Artenvielfalt vor Ort und verursachen eine erhebliche Umweltzerstörung (Sonter et al. 2018, No to Mining in Palawan 2011, Environmental Legal Assistance Center 2021).
Die gute Tat
Die Menschen in Sumbiling gehören zum indigenen Volk der Pala'wan. Seit mehreren Jahren dokumentieren sie die illegale Zerstörung ihres Lebensraumes durch den Bergbaukonzern, im Speziellen des Bergregenwaldes. Mit einem durchschnittlichen Familieneinkommen von 30 Euro im Monat verfĂŒgen die Pala'wan nicht ĂŒber die finanziellen Möglichkeiten, ein Gerichtsverfahren gegen die Rio Tuba Nickel Mining Corp. zu fĂŒhren. Die erfahrene Menschenrechtsorganisation ELAC Palawan wird die Palaâwan deshalb juristisch unterstĂŒtzen. Mit deiner guten Tat werden bei ELAC Palawan zwei RechtsanwĂ€ltinnen angestellt, die sich ausschlieĂlich mit den RechtsverstöĂen des Bergbaukonzerns in Sumbiling befassen. Die beiden AnwĂ€ltinnen werden Zeugenaussagen aufnehmen, Fotobeweise anfertigen, alle VerstöĂe dokumentieren, zur Anklage bringen und das indigene Volk in der Gerichtsverhandlung vertreten. So soll der Bergbaukonzern gezwungen werden, sich an die Umwelt- und Bergbaugesetze zu halten und die natĂŒrliche Lebensgrundlage der Pala'wan zu erhalten und den Regenwald zu schĂŒtzen.
Ăber die Philippinen
Manila
Hauptstadt
115,559,009
Einwohnerzahl
3,498.5
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
0,699
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Die philippinische Journalistin Maria Ressa erhielt 2021 den Friedensnobelpreis. Sie setzt sich fĂŒr freie MeinungsĂ€uĂerung und freie Berichterstattung ein.
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
Carpus e.V.
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- Ilagan, K. et al., 2021, Rise of electric cars threatens Philippine forests, Philippine Center for Investigative Journalism , Manila
- Wetzlmaier, M. (2012). Cultural Impacts of Mining in Indigenous Peoplesâ Ancestral Domains in the Philippines. ASEAS - Austrian Journal of South-East Asian Studies, Wien, 5(2), 335-344.
- Clemente, E. (2019). Challenges in the Philippine mining industry, Philippine Institute for Development Studies, Manila
- Seitz, S. (2013). Indigenous Peoples and the Process of Decentralization: Conflicting Interests Regarding Upland Resource Management in Palawan Province/Philippines. Southeast Asian Studies at the University of Freiburg
- Mongabay (2017). The Philippines, a nation rich in precious metals, encounters powerful opposition to mining.