Mit Freude lernen
Kindzentrierter Unterricht auf Schwemmlandinseln in Bangladesch
Eine ihrer SchĂŒlerinnen beeindruckt Yasmin Hak besonders: âMaya ist so ein aufgewecktes und furchtloses MĂ€dchen. Und unglaublich kreativ!â, erzĂ€hlt die Lehrerin. âIn unserer Dorfschule kann sie sich entfalten, kann singen, tanzen und malen. Besonders gerne mag sie das Lied von den MĂ€dchen, die verschiedene Religionen haben und zusammen tanzen. Das singt sie ganz oft und bringt es ihren Freundinnen bei.â Mayas Eltern waren erst skeptisch. Einerseits waren sie froh, dass ihre Tochter ĂŒberhaupt zur Schule gehen kann. Hier am Ufer des groĂen Flusses gibt es nicht genug Schulen und Mayas Vater verdient als FahrkartenabreiĂer nur wenig. Doch den Eltern gefiel nicht, dass Maya zusammen mit armen Kindern und Kindern anderer Religionen zur Schule geht. Mittlerweile hat sich ihre Einstellung aber geĂ€ndert: âDie Eltern kommen beide zu unserem Schulpicknick und feiern zusammen mit den anderen Familien. KĂŒrzlich sagte die Mutter zu mir: Ich weiĂ nicht wie, aber Sie haben meine Tochter verzaubert!â
Notwendigkeit
Qualitative und inklusive Grundschulbildung fĂŒr vom Bildungssystem ausgeschlossene Kinder im Nordwesten Bangladeschs.
AktivitÀt
60 LehrkrĂ€fte unterrichten 1 800 Kinder an 60 neu gegrĂŒndeten Dorfschulen. Lokale NGO schult sie pĂ€dagogisch und unterstĂŒtzt bei der Gemeindearbeit.
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl der Tage, an denen die Kinder zur Schule gehen und qualitativen Unterricht erhalten.
Ergebnis
Die Kinder können lesen, schreiben, rechnen und sich selbstbewusst und kreativ ausdrĂŒcken. Sie bestehen die PrĂŒfung und setzen ihre Schulbildung fort.
Systemrelevante Wirkung
Die Grundschulbildung in abgelegenen Regionen Bangladeschs wird gerechter und verbessert sich qualitativ.
Hintergrund
Seit seiner Demokratisierung in den 1990er Jahren hat Bangladesch in Sachen Bildung viel erreicht. Die meisten Kinder gehen mittlerweile zur Schule. Doch 2,6 Millionen Kindern im Grundschulalter ist der Schulbesuch noch immer verwehrt (UNICEF, 2014) â durch die Folgen der Corona-Pandemie ist diese Zahl in letzter Zeit weiter gestiegen. Am hĂ€ufigsten können MĂ€dchen und generell Kinder, deren Familien in Armut leben oder religiösen und ethnischen Minderheiten angehören, nicht zur Schule gehen. Sie werden diskriminiert und von der Schule ausgeschlossen. Oder sie mĂŒssen an Orten wohnen, an denen es gar keine Schule gibt. Zum Beispiel auf den Schwemmlandinseln inmitten der riesigen FlĂŒsse des Landes. Ebenso schwer wiegt das zweite groĂe Problem: die schlechte SchulqualitĂ€t. LehrkrĂ€fte mĂŒssen oft 40 bis 60 Kinder gleichzeitig unterrichten. Sie können nur wenig auf die Kinder eingehen und setzen auf Auswendiglernen. Selbst mit teurer Nachhilfe kommen viele Kinder nur schwer voran. Beinahe jedes vierte Kind bricht die Grundschule ab (Chowdhury, 2019). Und diejenigen, die dabeibleiben, brauchen oft weit lĂ€nger, als sie sollten: Achteinhalb Jahre dauert es im Durchschnitt bis zum Abschluss der fĂŒnften Klasse. Leider heiĂt das nicht, dass die Kinder dabei besonders viel lernen. Im Gegenteil: Nicht einmal jedes vierte Kind kann nach der dritten Klasse einfache Texte lesen und verstehen (Alam, 2019). Es bleibt also noch viel zu tun.
Die gute Tat
Deine heutige gute Tat ermöglicht einem Kind in Bangladesch, drei Tage lang zur Grundschule zu gehen. Egal, ob MĂ€dchen oder Junge, ob glĂ€ubig oder nicht, ob mit reichen oder armen Eltern: In den neu gegrĂŒndeten Dorfschulen lernen alle Kinder gemeinsam. Auch die Lehrer:innen kommen aus der Gegend. Sie kennen die Probleme der Kinder und haben einen direkten Draht zu den Eltern. Gemeinde- und Schulreferent:innen organisieren staatliche UnterstĂŒtzung und Schulspeisungen in Zeiten der Not, zum Beispiel bei Ăberschwemmungen. Alle Lehrer:innen erhalten eine Grundausbildung und regelmĂ€Ăige Auffrischungskurse in kindzentrierter PĂ€dagogik, damit die SchĂŒler:innen besser lernen können. Sie fördern die Kinder in ihrer kreativen Entwicklung und machen mit ihnen Naturkunde-Experimente mit Materialien aus der Umgebung. Den Kindern macht das nicht nur Freude, sie lernen auch viel: 95 Prozent von ihnen können die Grundschule abschlieĂen. Die gute Tat legt den Grundstein fĂŒr die Zukunft der Kinder und stĂ€rkt Inklusion in abgelegenen Regionen.
ĂberBangladesch
Dhaka
Hauptstadt
164 689 383
Einwohnerzahl
1.968,8
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
Rang 133 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Bangladesch liegt im Ganges-Delta, dem gröĂten Flussdelta der Welt. Mit einer Bevölkerungsdichte von 1 265 Menschen je Quadratkilometer ist das Land der am dichtesten besiedelte FlĂ€chenstaat der Welt (Statista, 2018).
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
NETZ e.V. Bangladesch â Partnerschaft fĂŒr Entwicklung und Gerechtigkeit
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- Alam, S., 2019. Weakness of Grade Three Students in Bangla. Causes and Remedies, National Academy for Primary Education (NAPE), Dhaka.
- Chowdhury, M. D., 2019. Impact of School Dropout on Human Development in Bangladesh, ABC Research Alert, 7(3), Dhaka.
- Saam, D., 2017. Lernen fĂŒrs Leben. Bildung zwischen Anspruch, Chancen und RealitĂ€t, NETZ Bangladesch-Zeitschrift, Wetzlar, Deutschland.
- Statista, 2018. Die 20 LÀnder mit der höchsten Bevölkerungsdichte im Jahr 2018, Stand: 25.03.2021, Hamburg.
- UNICEF, 2014. Global Initiative on Out-of-School-Children. South Asia Regional Study, Stand: 23.03.2021, Kathmandu.