Wieder Boden unter den FĂŒĂen spĂŒren
Gewalt gegen Frauen im Ukrainekonflikt
Bis 2014 lebte Olena in Gnutovo, einem kleinen Dorf im Osten der Ukraine. Als der Krieg begann, geriet Olenas Haus unter Beschuss. Die Familie musste fliehen, Olenas Mann verlor seinen Job. Wenn er zu viel Alkohol getrunken hatte, wurde er gewalttĂ€tig. FĂŒr Olena und ihre Kinder ist der Krieg nicht nur das, was an der Front passiert, sondern auch das Klima der Gewalt, das sich bis in den engsten Kreis der Familie ausbreitet. Dieser Gewalt war Olena lange schutzlos ausgesetzt â bis sie AMICAs mobiles Team kennenlernte, das regelmĂ€Ăig ihr Dorf besucht: eine Psychologin, ein Arzt, eine RechtsanwĂ€ltin. âDank ihnen konnte ich langsam wieder festen Boden unter den FĂŒĂen spĂŒrenâ, sagt Olena. Heute leitet sie eine Selbsthilfegruppe fĂŒr und mit Frauen, die Ăhnliches erlebt haben wie sie und unter dem anhaltenden Konflikt leiden. Olena ist diese SolidaritĂ€t wichtig. Sie ist sich sicher: Es braucht Zusammenhalt, um die Spirale der Gewalt zu stoppen und neue Perspektiven zu eröffnen.
Notwendigkeit
Hilfe und Beratung fĂŒr Frauen in der Ostukraine, die durch Kriegs- und Gewalterfahrungen in Not sind.
AktivitÀt
Mobile Teams fahren in die Konfliktzone und unterstĂŒtzen gewaltbetroffene Frauen mit psychosozialen, medizinischen und rechtlichen Beratungen.
ZĂ€hlbare Leistung
Anzahl der Beratungsstunden und Frauen, denen dadurch geholfen wurde.
Ergebnis
Die Frauen ĂŒberwinden psychische und körperliche Belastung, kennen ihre Rechte und können selbstbestimmt leben.
Systemrelevante Wirkung
Verbesserter Schutz vor Gewalt gegen Frauen und StÀrkung der Frauen in der Ostukraine.
Hintergrund
Seit 2014 herrscht Krieg im Osten der Ukraine. Rund 2,7 Millionen Menschen leben auf beiden Seiten der Konfliktlinie, die zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den prorussischen Separatisten verlĂ€uft. 2 Millionen davon sind Frauen, Kinder und Ă€ltere Menschen, deren Alltag durch zahlreiche Kontrollpunkte und fehlende Grundversorgung erschwert wird (Amnesty International, 2020). Es mangelt an lebenswichtigen Dienstleistungen wie Krankenversorgung und sozialen Einrichtungen. Je lĂ€nger der Konflikt andauert, desto mehr wird Gewalt auch gesellschaftlich akzeptiert â und diese richtet sich oft gegen Frauen. Jede dritte Frau gibt an, sexualisierte Kriegsgewalt erlebt oder mitangesehen zu haben, und noch mehr Frauen sind von hĂ€uslicher Gewalt betroffen (Besohl & House, 2020). Sie leiden unter Angststörungen, Panikattacken und dem GefĂŒhl massiver Hilflosigkeit. Hinzu kommt, dass die Frauen schlecht ĂŒber ihre Rechte informiert sind. Sie wissen selten, welche juristischen Möglichkeiten sie haben oder wo sie Schutz finden können. Viele leben in Armut und haben wenig Handlungsspielraum. FĂŒr eine Frau, die Opfer von Gewalt wird, ist es in einem solchen Kontext kaum möglich, Schutz und Hilfe zu erhalten. Gerade deshalb sind die fachlichen Beratungen durch unser Team so unerlĂ€sslich. Sie bieten den Frauen einen dringend benötigten Schutzraum und die Chance, das eigene Leben wieder selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.
Die gute Tat
Mit der heutigen guten Tat unterstĂŒtzt Du Frauen im Osten der Ukraine, die unter Krieg und Gewalt leiden. Deine Spende ermöglicht ihnen, die Hilfe von Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, Jurist:innen und Ărzt:innen in Anspruch zu nehmen. Diese beraten die Frauen im Beratungszentrum in Mariupol sowie an 20 Orten in der Konfliktzone, wo mobile Teams regelmĂ€Ăig ihre UnterstĂŒtzung anbieten. Dank Deiner guten Tat können die Frauen psychische und körperliche Belastungen ĂŒberwinden. Aus den Beratungsstunden schöpfen sie neue Kraft zur SelbstfĂŒrsorge und Selbsthilfe. Auch ĂŒber ihre Rechte sind sie besser informiert und wissen, wie sie in ihrem sozialen Umfeld dafĂŒr eintreten können. Die Beratungen tragen dazu bei, dass die Frauen und ihre Angehörigen die Mechanismen von sexualisierter Gewalt gegen Frauen besser verstehen und bekĂ€mpfen.
ĂberUkraine
Kiew
Hauptstadt
44 134 693
Einwohnerzahl
3.726,9
Bruttoinlandsprodukt
pro Kopf pro Jahr
Rang 74 von 189
Human Development Index
(Index der menschlichen Entwicklung)
Landminen und explosive Kriegsreste machen die Ostukraine zu einem der weltweit gefĂ€hrlichsten Gebiete. Die Ukraine gehört zu den 5 LĂ€ndern, die die meisten Minenopfer zĂ€hlen â fast allesamt Zivilist:innen (bpb, 2021).
Ăber die Organisation und weitere Informationen
Organisation
AMICA e.V.
Website
WeiterfĂŒhrende Links
- Amnesty International, 2020. Ukraine: Not a private matter: domestic and sexual violence against women in Eastern Ukraine, Stand: 23.03.2021, London.
- bpb, 2019. Analyse: Geschlechtsspezifische Gewalt im Kontext des Konflikts in der Ukraine, Stand: 01.04.2021, Bonn.
- bpb, 2021. 4. April: Internationaler Tag der MinenaufklÀrung, Stand: 01.04.2021, Bonn.
- Busol, K. & House, C., 2020. Conflict-Related Sexual Violence in Ukraine: An Opportunity for Gender-Sensitive Policymaking?, Chatham House, Stand: 23.03.2021, London.
- OCHA, 2021. Ukraine Humanitarian Needs Overview 2021(February 2021), Stand: 22.03.2021, Genf und New York.
- OSCE, 2019. OSCE-led Survey on Violence Against Women: Ukraine - Results Report, Stand: 01.04.2021, Wien.